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The Rudolf Steiner Archive

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Die Geheimwissenschaft im Umriss
GA 13

Besondere Bemerkungen

(Zu Seite 62 ff.) Auseinandersetzungen wie diejenigen, welche in diesem Buche gegeben werden über das Erinnerungsvermö- gen, können sehr leicht missverstanden werden. Denn wer nur die äußeren Vorgänge betrachtet, dem wird der Unterschied gar nicht ohne weiteres auffallen zwischen dem, was am Tiere, ja selbst an der Pflanze geschieht, wenn so etwas eintritt, was der Erinnerung gleicht, und dem, was hier für den Menschen als wirkliche Erinnerung gekennzeichnet wird. Gewiss, wenn ein Tier eine Handlung ein drittes, viertes usw. Mal ausführt, so mag es sie so ausführen, dass sich der äußere Vorgang so dar- stellt, wie wenn Erinnerung und das mit dieser verknüpfte Ler- nen vorhanden wären. Ja, man mag, wie es einzelne Naturfor- scher und ihre Anhänger tun, sogar den Begriff der Erinnerung oder des Gedächtnisses so ausdehnen, dass man sagt, wenn das Küchlein aus der Eischale kriecht, so pickt es nach den Körnern, wisse sogar die Bewegungen des Kopfes und Körpers so zu ma- chen, dass es zum Ziele komme. Das könne es nicht in der Eis- chale gelernt haben, sondern es sei gelernt durch die tausend und aber tausend Wesen, von denen es abstammt (so sagt zum Beispiel Hering)8 Man kann die Erscheinung, die hier vorliegt, als etwas bezeichnen, was wie Erinnerung aussieht. Aber man wird nie zum wirklichen Begreifen der menschlichen Wesen- heit kommen, wenn man nicht das ganz Besondere ins Auge fasst, was im Menschen als der Vorgang des wirklichen Wahr- nehmens früherer Erlebnisse in späteren Zeitpunkten auftritt, nicht bloß als ein Hineinwirken früherer Zustände in spätere. Hier in diesem Buche wird Erinnerung dieses Wahrnehmen des Vergangenen genannt, nicht bloß das - selbst veränderte - Wie- derauftreten des Früheren in dem Späteren. Wollte man das Wort Erinnerung schon für die entsprechenden Vorgänge im 8 Ewald Hering, Über das Gedächtnis als eine allgemeine Funktion der orga- nischen Materie (1870). Pflanzen- und Tierreiche gebrauchen, so müsste man ein ande- res für den Menschen haben. Es kommt bei der obigen Darstel- lung dieses Buches gar nicht auf das Wort an, sondern darauf, dass behufs Verständnisses der menschlichen Wesenheit der Unterschied erkannt werden muss. Ebensowenig können scheinbar sogar sehr hohe Intelligenzleistungen von Tieren mit dem zusammengebracht werden, was hier Erinnerung genannt wird. (Zu Seite 72 f.) Zwischen den Veränderungen, welche sich durch die Tätigkeit des Ich im Astralleibe vollziehen, und jenen, die im Ätherleibe vorgehen, lässt sich eine feste Grenze nicht ziehen. Es gehen die einen in die anderen über. Wenn der Mensch etwas lernt und sich dadurch eine gewisse Fähigkeit des Urteiles erwirbt, so ist eine Veränderung im Astralleibe einge- treten; wenn aber dieses Urteil seine Seelenverfassung ändert, so dass er sich gewöhnt, über eine Sache nach dem Lernen anders zu empfinden als vorher, so liegt eine Änderung im Ätherleibe vor. Alles, was so menschliches Eigentum wird, dass sich der Mensch immer wieder daran erinnern kann, beruht auf einer Änderung des Ätherleibes. Was nach und nach ein fester Schatz des Gedächtnisses wird, dem liegt zugrunde, dass sich die Arbeit am Astralleibe auf den Ätherleib übertragen hat. (Zu Seite 84 f.) Der Zusammenhang von Schlaf und Ermüdung wird zumeist nicht in einer durch die Tatsachen geforderten Weise angesehen. Man denkt, der Schlaf trete ein infolge der Ermüdung. Dass diese Vorstellung viel zu einfach ist, kann jedes Einschlafen eines oft gar nicht ermüdeten Menschen beim An- hören einer ihn nicht interessierenden Rede oder bei ähnlicher Gelegenheit zeigen. Wer behaupten will, bei solcher Veranlas- sung ermüde eben der Mensch, der erklärt doch nach einer Me- thode, welcher der rechte Erkenntnisernst mangelt. Unbefange- ne Beobachtung muss denn doch darauf kommen, dass Wachen und Schlafen verschiedene Verhältnisse der Seele zum Leibe darstellen, die im regelmäßigen Lebensverlaufe in rhythmischer Folge wie linker und rechter Pendelausschlag auftreten müssen. Es ergibt sich bei solch unbefangener Beobachtung, dass das Er- fülltsein der Seele mit den Eindrücken der Außenwelt in dieser die Begierde erweckt, nach diesem Zustand in einen andern einzutreten, indem sie im Genus der eigenen Leiblichkeit auf- geht. Es wechseln zwei Seelenzustände: Hingegebensein an die Außeneindrücke und Hingegebensein an die eigene Leiblich- keit. In dem ersten Zustande wird unbewusst die Begierde nach dem zweiten erzeugt, der selbst dann im Unbewussten verläuft. Der Ausdruck der Begierde nach dem Genusse der eigenen Leib- lichkeit ist die Ermüdung. Man muss also eigentlich sagen: man fühle sich ermüdet, weil man schlafen will, nicht man wolle schlafen, weil man sich ermüdet fühle. Da nun die Menschen- seele durch Gewöhnung die im normalen Leben notwendig auf- tretenden Zustände auch willkürlich in sich hervorrufen kann, so ist es möglich, dass sie, wenn sie sich für einen gegebenen äußeren Eindruck abstumpft, in sich die Begierde hervorruft nach dem Genus der eigenen Leiblichkeit; das heißt, dass sie einschläft, wenn durch die innere Verfassung des Menschen keine Veranlassung dazu ist. (Zu Seite 125 f.) Dass die persönlichen Gaben des Menschen, wenn sie dem Gesetz der bloßen «Vererbung» unterlägen, sich nicht am Ende, sondern am Anfange einer Blutsgemeinschaft zeigen müssten, könnte als Ausspruch natürlich leicht missver- standen werden. Man könnte sagen, ja, sie können sich da doch nicht zeigen, denn sie müssen sich ja eben erst entwickeln. Aber dies ist kein Einwand; denn wenn man beweisen will, dass et- was von einem vorhergehenden vererbt ist, so muss man zeigen, wie sich an dem Nachkommen das wiederfindet, was vorher schon da war. Zeigte sich nun, dass etwas am Anfange einer Blutsgenossenschaft da wäre, was im weiteren Verlaufe wieder- gefunden würde, so könnte man von Vererbung sprechen. Man kann es aber nicht, wenn am Ende etwas auftritt, was vorher nicht da war. Die Umkehrung des Satzes oben sollte nur zeigen, dass der Vererbungsgedanke ein unmöglicher ist. (Zu Seite 148.) Es ist in einzelnen Kapiteln dieses Buches darge- stellt worden, wie die Welt des Menschen und er selbst hindurchschreiten durch die Zustände, welche mit den Namen Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus, Vulkan bezeichnet worden sind. Es ist auch angedeutet worden, in welchem Ver- hältnisse die menschliche Entwicklung zu Himmelskörpern steht, welche neben der Erde vorhanden sind und welche als Saturn, Jupiter, Mars usw. angegeben worden sind. Diese letzte- ren Himmelskörper machen naturgemäß auch ihre Entwicklung durch. Im gegenwärtigen Zeitraum sind sie auf einer solchen Stufe angekommen, dass sich ihre physischen Teile der Wahr- nehmung als dasjenige zeigen, was in der physischen Astrono- mie Saturn, Jupiter, Mars usw. genannt wird. Wenn nun im geisteswissenschaftlichen Sinne der gegenwärtige Saturn be- trachtet wird, so ist er gewissermaßen eine Wiederverkörpe- rung dessen, was der alte Saturn war. Er ist entstanden, weil vor der Trennung der Sonne von der Erde gewisse Wesenheiten vorhanden waren, welche die Trennung nicht mitmachen konnten, weil sie sich so viel von jenen Eigenschaften einge- gliedert hatten, welche dem Saturndasein angemessen sind, dass ihr Platz nicht da sein konnte, wo vorzüglich die Sonneneigen- schaften entfaltet werden. Der gegenwärtige Jupiter ist aber da- durch entstanden, dass Wesen vorhanden waren, welche Eigen- schaften hatten, die erst auf dem künftigen Jupiter der Gesamt- entwicklung sich entfalten können. Für sie entstand ein Wohn- platz, in dem sie diese spätere Entwicklung schon vorausneh- men können. So ist der Mars ein Himmelskörper, in dem We- senheiten wohnen, welche die Mondenentwicklung so durch- gemacht haben, dass ihnen ein weiterer Fortschritt auf der Erde nichts geben könnte. Der Mars ist eine Wiederverkörperung des alten Mondes auf einer höheren Stufe. Der gegenwärtige Mer- kur ist ein Wohnplatz für Wesen, welche der Erdenentwicklung voraus sind, aber gerade dadurch, dass sie gewisse Erdeneigen- schaften in einer höheren Art ausgebildet haben, als dies auf der Erde geschehen kann. Die gegenwärtige Venus ist eine prophe- tische Vorausnahme des künftigen Venuszustandes in einer ähnlichen Art. Aus alledem rechtfertigt sich, wenn die Benen- nungen der Zustände, welche der Erde vorausgegangen sind und ihr nachfolgen, nach ihren gegenwärtigen Repräsentanten im Weltall gewählt werden. Es ist ganz selbstverständlich, dass ge- gen das hier Vorgebrachte derjenige wird viel einzuwenden ha- ben, der die Parallelisierung der übersinnlich geschauten Sa- turn-, Sonnen- usw. Zustände mit den gleichbenannten physi- schen Himmelskörpern dem Urteile des an der äußern Naturbe- obachtung herangezogenen Verstandes unterwerfen will. Aber wie es eine Möglichkeit gibt, das Sonnensystem durch die Mittel der mathematischen Vorstellung als Bild des räumlich- zeitlichen Geschehens vor die Seele zu stellen, so ist es der über- sinnlichen Erkenntnis möglich, das mathematische Bild mit see- lischem Inhalte zu durchsetzen. Dann aber gestaltet es sich so, dass die oben angegebene Parallelisierung statthaft wird. Dieses Durchsetzen mit seelischem Inhalte liegt aber auch durchaus in der weiteren Durchführung der streng naturwissenschaftlichen Betrachtungsart. Diese Betrachtungsart beschränkt sich aller- dings gegenwärtig noch darauf, ein Wechselverhältnis des Son- nensystems und der Erde nach rein mathematisch- mechanischen Begriffen zu suchen. Indem sie dieses tut, wird die Naturwissenschaft der Zukunft durch sich selbst zu Vorstel- lungen getrieben werden, welche das Mechanische zum Seeli- schen erweitern. Zu zeigen, was durchaus geschehen könnte, dass solche Erweiterung schon auf der Grundlage gegenwärti- ger, naturwissenschaftlicher Vorstellungen geschehen sollte, dazu müsste ein eigenes Buch geschrieben werden. Hier kann nur auf das in Betracht Kommende hingedeutet werden, was allerdings zur Folge hat, dass das Angedeutete manchem Miss- verständnis ausgesetzt werden muss. Geisteswissenschaft stimmt eben oft nur scheinbar mit der Naturwissenschaft nicht überein, weil die letztere Wissenschaft gegenwärtig noch durchaus nicht Vorstellungen bilden will, die nicht nur von der übersinnlichen Erkenntnis, sondern auch von derjenigen in Wahrheit gefordert werden, die sich an das Sinnenfällige hält. Ein unbefangener Betrachter kann in den naturwissenschaftlichen Beobachtungs- ergebnissen der Gegenwart überall Hinweise auf rein sinnenfäl- lige andere Beobachtungsgebiete sehen, die in Zukunft rein na- turwissenschaftlich werden in Angriff zu nehmen sein, und die zeigen werden, dass, was übersinnliches Schauen offenbart, durch Naturbetrachtung voll bestätigt wird, soweit diese über- sinnliche Erkenntnis auf solches übersinnliches Weltgeschehen sich bezieht, dem eine sinnenfällige Offenbarung entspricht.