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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Die Geheimwissenschaft im Umriss
GA 13

Gegenwart und Zukunft der Welt- und Menschheits- Entwicklung

Im Sinne der Geisteswissenschaft von Gegenwart und Zukunft der Menschen- und Weltentwicklung etwas zu erkennen, ist nicht möglich, ohne die Vergangenheit dieser Entwicklung zu verstehen. Denn, was sich der Wahrnehmung des Geistesfor- schers darbietet, wenn er die verborgenen Tatsachen der Ver- gangenheit beobachtet, das enthält zugleich alles dasjenige, was er von Gegenwart und Zukunft wissen kann. Es ist in diesem Buche von Saturn-, Sonnen-, Monden- und Erdenentwicklung gesprochen worden. Man kann im geisteswissenschaftlichen Sinne die Erdenentwicklung nicht verstehen, wenn man nicht die Tatsachen der vorhergehenden Entwicklungszeiten beo- bachtet. Denn, was dem Menschen gegenwärtig innerhalb der Erdenwelt entgegentritt, darin stecken in gewisser Beziehung die Tatsachen der Monden-, Sonnen- und Saturnentwicklung. Die Wesen und Dinge, welche an der Mondenentwicklung be- teiligt waren, haben sich weiter fortgebildet. Aus ihnen ist alles dasjenige geworden, was gegenwärtig zur Erde gehört. Aber es ist für das physisch-sinnliche Bewusstsein nicht alles wahr- nehmbar, was sich vom Monde herüber zur Erde entwickelt hat. Ein Teil dessen, was sich von diesem Monde herüber ent- wickelt hat, wird erst auf einer gewissen Stufe des übersinnli- chen Bewusstseins offenbar. Wenn diese Erkenntnis erlangt ist, dann ist für dieselbe unsere Erdenwelt verbunden mit einer übersinnlichen Welt. Diese enthält den Teil des Mondendaseins, welcher sich nicht bis zur physisch-sinnlichen Wahrnehmung verdichtet hat. Sie enthält ihn zunächst so, wie er gegenwärtig ist, nicht wie er zur Zeit der uralten Mondenentwicklung war. Das übersinnliche Bewusstsein kann aber ein Bild von dem da- maligen Zustande erhalten. Wenn nämlich dieses übersinnliche Bewusstsein sich in die Wahrnehmung vertieft, welche es ge- genwärtig haben kann, so zeigt sich, dass diese durch sich selbst sich in zwei Bilder allmählich zerlegt. Das eine Bild stellt sich dar als diejenige Gestalt, welche die Erde gehabt hat während ihrer Mondenentwicklung. Das andere Bild aber zeigt sich so, dass man daran erkennt: dieses enthält eine Gestalt, welche noch im Keimzustande ist und welche erst in der Zukunft in dem Sinne wirklich werden wird, wie die Erde jetzt wirklich ist. Bei weiterer Beobachtung zeigt sich, dass in diese Zukunftsform fortwährend dasjenige einströmt, was sich in einem gewissen Sinne als Wirkung dessen ergibt, was auf der Erde geschieht. In dieser Zukunftsform hat man deshalb dasjenige vor sich, was aus unserer Erde werden soll. Die Wirkungen des Erdendaseins werden sich mit dem, was in der charakterisierten Welt ge- schieht, vereinigen, und daraus wird das neue Weltenwesen entstehen, in welches sich die Erde so verwandeln wird, wie sich der Mond in die Erde verwandelt hat. Man kann diese Zu- kunftsgestalt den Jupiterzustand nennen. Wer diesen Jupiterzu- stand in übersinnlicher Anschauung beobachtet, für den zeigt sich, dass in der Zukunft gewisse Vorgänge stattfinden müssen, weil in dem übersinnlichen Teil der Erdenwelt, welcher vom Monde herrührt, Wesen und Dinge vorhanden sind, welche bestimmte Formen annehmen werden, wenn sich innerhalb der physisch-sinnlichen Erde dieses oder jenes ereignet haben wird. In dem Jupiterzustand wird deshalb etwas sein, was durch die Mondenentwicklung schon vorbestimmt ist; und es wird in ihm Neues sein, was erst durch die Erdenvorgänge in die ganze Ent- wicklung hineinkommt. Deswegen kann das übersinnliche Be- wusstsein etwas erfahren darüber, was während des Jupiterzu- standes geschehen wird. Den Wesenheiten und Tatsachen, wel- che in diesem Bewusstseinsfelde beobachtet werden, ist der Charakter des Sinnlich-Bildhaften nicht eigen; selbst als feine, luftige Gebilde, von denen Wirkungen ausgehen könnten, die an Eindrücke der Sinne erinnern, treten sie nicht auf. Man hat von ihnen reine geistige Toneindrücke, Lichteindrücke, Wär- meeindrücke. Diese drucken sich nicht durch irgendwelche ma- terielle Verkörperungen aus. Sie können nur durch das über- sinnliche Bewusstsein erfasst werden. Man kann aber doch sa- gen, dass diese Wesenheiten einen «Leib» haben. Doch zeigt sich dieser innerhalb ihres Seelischen, das sich als ihr gegenwärtiges Wesen offenbart, wie eine Summe verdichteter Erinnerun- gen, die sie innerhalb ihres seelischen Wesens in sich tragen. Man kann unterscheiden in ihrem Wesen zwischen dem, was sie jetzt erleben, und dem, was sie erlebt haben, und woran sie sich erinnern. Dies letztere ist in ihnen wie ein Leibliches ent- halten. Sie erleben es, wie der Erdenmensch seinen Leib erlebt. Für eine Stufe der übersinnlichen Schauung, welche höher ist als die soeben für die Mond- und Jupitererkenntnis als notwen- dig bezeichnete, werden übersinnliche Wesen und Dinge wahr- nehmbar, welche weiter entwickelte Gestalten dessen sind, was schon während des Sonnenzustandes vorhanden war, aber ge- genwärtig so hohe Daseinsstufen hat, dass diese für ein Bewusst- sein gar nicht vorhanden sind, welches es nur bis zum Wahr- nehmen der Mondenformen gebracht hat. Auch das Bild dieser Welt spaltet sich bei innerer Versenkung wieder in zwei. Das eine führt zur Erkenntnis des Sonnenzustandes der Vergangen- heit; das andere stellt eine Zukunftsform der Erde dar, nämlich diejenige, in welche sich die Erde verwandelt haben wird, wenn in die Gestalten jener Welt die Wirkungen der Erden- und Jupi- tervorgänge eingeflossen sein werden. Was man auf diese Art von dieser Zukunftswelt beobachtet, kann im Sinne der Geis- teswissenschaft als Venuszustand bezeichnet werden. Auf ähnli- che Weise ergibt sich für ein noch weiter entwickeltes über- sinnliches Bewusstsein ein künftiger Zustand der Entwicklung, welcher als Vulkanzustand bezeichnet werden kann und der mit dem Saturnzustand in einem gleichen Verhältnisse steht, wie der Venuszustand mit dem Sonnen-, und der Jupiterzustand mit der Mondenentwicklung. Man kann deshalb, wenn man Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Erdenentwicklung in Betracht zieht, von Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erden-, Jupi- ter-, Venus- und Vulkanentwicklung sprechen. - Wie diese um- fassenden Verhältnisse der Erdenentwicklung, so ergeben sich für das Bewusstsein auch Beobachtungen über eine nähere Zu- kunft. Es entspricht jedem Bilde der Vergangenheit auch ein solches der Zukunft. Doch muss, wenn von solchen Dingen ge- sprochen wird, etwas betont werden, dessen Berücksichtigung so notwendig wie nur irgend möglich angesehen werden muss. Man muss sich, wenn man dergleichen erkennen will, voll- kommen der Meinung entschlagen, dass das bloße an der sin- nenfälligen Wirklichkeit herangezogene philosophische Nach- denken darüber irgend etwas ergründen kann. Erforscht können und sollen diese Dinge niemals durch solches Nachdenken wer- den. Wer etwa glauben würde, wenn er durch die Geisteswis- senschaft Mitteilung darüber erhalten hat, wie der Mondenzus- tand war: er könne nun durch solches Nachdenken herausbrin- gen, wie es auf dem Jupiter aussehen werde, wenn er die Erden- verhältnisse und die Mondenverhältnisse zusammenhält, der wird sich gewaltigen Täuschungen hingeben. Erforscht sollen diese Verhältnisse nur werden, indem sich das übersinnliche Bewusstsein zur Beobachtung erhebt. Erst wenn das Erforschte mitgeteilt wird, kann es auch ohne übersinnliches Bewusstsein verstanden werden.

Gegenüber den Mitteilungen über die Zukunft ist der Geistes- forscher nun in einer anderen Lage als gegenüber denen, welche die Vergangenheit betreffen. Der Mensch kann zunächst gar nicht den zukünftigen Ereignissen so unbefangen gegenüberste- hen, wie ihm dies bezüglich der Vergangenheit möglich ist. Was in der Zukunft geschieht, erregt das menschliche Fühlen und Wollen; die Vergangenheit wird in ganz anderer Art ertragen. Wer das Leben beobachtet, weiß, wie dies schon für das ge- wöhnliche Dasein gilt. In welch ungeheurem Grade es sich aber steigert, welche Formen es annimmt gegenüber den verborge- nen Tatsachen des Lebens, davon kann nur derjenige Kenntnis haben, welcher gewisse Dinge der übersinnlichen Welten kennt. Und damit ist der Grund angegeben, warum die Er- kenntnisse über diese Dinge an ganz bestimmte Grenzen ge- bunden sind.

So wie die große Weltentwicklung in der Folge ihrer Zustände von der Saturn- bis zur Vulkanzeit dargestellt werden kann, so ist dies auch möglich für kleinere Zeitabschnitte, zum Beispiel solche der Erdenentwicklung. Seit jener gewaltigen Umwälzung, welche dem alten atlantischen Leben das Ende gebracht hat, sind sich innerhalb der Menschheitsentwicklung Zustände gefolgt, welche in diesem Buche als die Zeiten der alten indi- schen, der urpersischen, der ägyptisch-chaldäischen, der grie- chisch-lateinischen gekennzeichnet worden sind. Der fünfte Zeitabschnitt ist derjenige, in dem jetzt die Menschheit steht, ist die Gegenwart. Dieser Zeitabschnitt hat um das zwölfte, drei- zehnte und vierzehnte Jahrhundert nach Christus allmählich begonnen, nachdem er sich vom vierten, fünften Jahrhundert an vorbereitet hatte. Ganz deutlich ist er vom fünfzehnten Jahr- hundert an aufgetreten. Der vorhergehende griechisch- lateinische hat ungefähr im achten vorchristlichen Jahrhundert seinen Anfang genommen. Am Ende seines ersten Drittels fand das Christus-Ereignis statt. Die menschliche Seelenverfassung, alle menschlichen Fähigkeiten haben sich beim Übergang vom ägyptisch-chaldäischen zum griechisch-lateinischen Zeitraum geändert. In dem ersteren war das noch nicht vorhanden, was man jetzt als logisches Nachdenken, als verstandesmäßige Auf- fassung der Welt kennt. Was der Mensch sich jetzt durch seinen Verstand als Erkenntnis zu eigen macht, das bekam er in jener Form, in welcher es für die damalige Zeit geeignet war: unmit- telbar durch ein inneres, in einer gewissen Beziehung übersinn- liches Wissen. Man nahm die Dinge wahr; und indem man sie wahrnahm, tauchte in der Seele der Begriff, das Bild auf, welche die Seele von ihnen brauchte. Wenn die Erkenntniskraft so ist, so tauchen aber nicht nur Bilder der sinnlich-physischen Welt auf, sondern aus den Tiefen der Seele kommt auch eine gewisse Erkenntnis nichtsinnlicher Tatsachen und Wesenheiten herauf. Es war dies der Rest des alten, dämmerhaften übersinnlichen Bewusstseins, das einst Gemeinbesitz der ganzen Menschheit war. In der griechisch-lateinischen Zeit erstanden immer mehr Menschen, welchen solche Fähigkeiten mangelten. An ihre Stelle trat das verstandesmäßige Nachdenken über die Dinge. Die Menschen wurden immer mehr entfernt von einer unmit- telbaren träumerischen Wahrnehmung der geistig-seelischen Welt und immer mehr darauf angewiesen, durch ihren Verstand und ihr Gefühl sich ein Bild von derselben zu formen. Dieser Zustand dauerte durch den ganzen vierten Zeitabschnitt der nachatlantischen Zeit in einer gewissen Beziehung fort. Nur solche Menschen, welche sich wie ein Erbgut die alte Seelen- verfassung bewahrt hatten, konnten die geistige Welt noch un- mittelbar ins Bewusstsein aufnehmen. Diese Menschen sind aber Nachzügler aus einer älteren Zeit. Die Art, wie ihre Er- kenntnis war, eignete sich nicht mehr für die neue Zeit. Denn die Entwicklungsgesetze haben zur Folge, dass eine alte Seelen- fähigkeit ihre volle Bedeutung verliert, wenn neue Fähigkeiten auftreten. Das Menschenleben passt sich dann diesen neuen Fä- higkeiten an. Und es kann mit den alten nichts mehr anfangen. Es gab aber auch solche Menschen, welche in ganz bewusster Art anfingen, zu den erlangten Verstandes- und Gefühlskräften andere höhere hinzuzuentwickeln, welche es ihnen wieder möglich machten, in die geistig-seelische Welt einzudringen. Sie mussten damit beginnen, dies auf andere Art zu tun, als es bei den Schülern der alten Eingeweihten geschah. Diese hatten die erst im vierten Zeitraum entwickelten Seelenfähigkeiten noch nicht zu berücksichtigen. Es begann im vierten Zeitraume in den ersten Anfängen diejenige Art der Geistesschulung, wel- che in diesem Buche als die gegenwärtige beschrieben worden ist. Aber sie war damals eben erst in den Anfängen; ihre eigent- liche Ausbildung konnte sie erst im fünften Zeitabschnitte (seit dem zwölften, dreizehnten, namentlich fünfzehnten Jahrhun- dert) erfahren. Menschen, welche in dieser Weise den Aufstieg in die übersinnlichen Wesen suchten, konnten durch eigene Imagination, Inspiration, Intuition etwas von höheren Gebieten des Daseins erfahren. Jene Menschen, welche bei den entwi- ckelten Verstandes- und Gefühlsfähigkeiten verblieben, konn- ten von dem, was das ältere Hellsehen wusste, nur durch Über- lieferung erfahren, die sich von Geschlecht zu Geschlecht mündlich oder schriftlich fortpflanzte. Auch von dem, was eigentlich das Wesen des Christus- Ereignisses ist, konnten die Nachgeborenen, wenn sie sich nicht in die übersinnlichen Welten erhoben, nur durch solche Überlieferung etwas wissen. Allerdings waren auch solche Einge- weihte vorhanden, welche die natürlichen Wahrnehmungsfä- higkeiten für die übersinnliche Welt noch hatten und sich durch ihre Entwicklung doch in eine höhere Welt erhoben, trotzdem sie die neuen Verstandes- und Gemütskräfte unbe- rücksichtigt ließen. Durch sie wurde ein Übergang geschaffen von der alten Einweihungsart zu der neuen. Solche Persönlich- keiten gab es auch für die folgenden Zeiträume noch. Das ist gerade das Wesentliche des vierten Zeitraumes, dass durch das Abgeschlossensein der Seele von einem unmittelbaren Verkehr mit der seelisch-geistigen Welt der Mensch gestärkt und gekräf- tigt wurde in den Verstandes- und Gefühlskräften. Die Seelen, welche sich damals so verkörperten, dass sie Verstandes- und Gefühlskräfte in hohem Maße entwickelt hatten, brachten dann das Ergebnis dieser Entwicklung in ihre Verkörperungen im fünften Zeitraum hinüber. Als Ersatz für diese Abgeschlossen- heit waren dann die gewaltigen Überlieferungen vorhanden von den uralten Weistümern, namentlich aber von dem Christus- Ereignis, welche durch die Kraft ihres Inhaltes den Seelen ein vertrauendes Wissen gaben von den höheren Welten. - Nun waren aber immer auch Menschen vorhanden, welche die hö- heren Erkenntniskräfte zu den Verstandes- und Gefühlsfähig- keiten hinzuentwickelten. Ihnen oblag es, die Tatsachen der höheren Welt und namentlich das Geheimnis des Christus- Ereignisses durch ein unmittelbares übersinnliches Wissen zu erfahren. Von ihnen aus floss in die Seelen der anderen Men- schen immer so viel hinüber, als diesen Seelen begreiflich und gut war. - Die erste Ausbreitung des Christentums sollte dem Sinne der Erdenentwicklung gemäß gerade in eine Zeit fallen, in welcher die übersinnlichen Erkenntniskräfte bei einem gro- ßen Teile der Menschheit nicht entwickelt waren. Deshalb war die Kraft der Überlieferung damals eine so gewaltige. Es brauch- te die stärkste Kraft, um Menschen zum Vertrauen in die über- sinnliche Welt zu führen, welche nicht selbst in diese Welt hin- einschauen konnten. Es gab fast immer (wenn man von einer kurzen Ausnahmezeit im dreizehnten Jahrhundert absieht) auch solche Menschen, welche durch Imagination, Inspiration, Intui- tion sich zu den höheren Welten erheben konnten. Diese Men- schen sind die nachchristlichen Nachfolger der alten Einge- weihten, der Leiter und Mitglieder des Mysterienwissens. Sie hatten die Aufgabe, durch ihre eigenen Fähigkeiten dasjenige wiederzuerkennen, was man durch das alte Mysterien- Erkennen hatte ergreifen können; und zu diesem hatten sie noch hinzuzufügen die Erkenntnis von dem Wesen des Chris- tus-Ereignisses.

So entstand bei diesen neuen Eingeweihten eine Erkenntnis, welche alles dasjenige umfasste, was Gegenstand der alten Ein- weihung war; aber im Mittelpunkte dieser Erkenntnis strahlte das höhere Wissen von den Geheimnissen des Christus- Ereignisses. Solche Erkenntnis konnte nur in einem geringen Maße einfließen in das allgemeine Leben, während die Men- schenseelen im vierten Zeitraum die Verstandes- und Gefühls- fähigkeiten festigen sollten. Es war daher in diesem Zeitraum ein gar sehr «verborgenes Wissen». Dann brach der neue Zeit- raum an, der als der fünfte zu bezeichnen ist. Seine Wesenheit besteht darin, dass die Entwicklung der Verstandesfähigkeiten fortschritt und zu gewaltiger Blüte sich entfaltete und über die Gegenwart in die Zukunft hinein sich entfalten wird. Langsam bereitete sich das vor von dem zwölften, dreizehnten Jahrhun- dert an, um immer schneller und schneller in dem Fortgange zu werden vom sechzehnten Jahrhundert an bis in die gegenwärti- ge Zeit. Unter diesen Einflüssen wurde die Entwicklungszeit des fünften Zeitraumes eine solche, welche die Pflege der Verstan- deskräfte immer mehr sich angelegen sein ließ, wogegen das vertrauende Wissen von ehemals, die überlieferte Erkenntnis, immer mehr an Kraft über die Menschenseele verlor. Aber es entwickelte sich dafür auch in dieser Zeit dasjenige, was ein immer stärkeres Einfließen der Erkenntnisse neuzeitlichen übersinnlichen Bewusstseins in die Menschenseelen genannt werden kann. Das «verborgene Wissen» fließt, wenn auch an- fangs recht unmerklich, in die Vorstellungsweisen der Men- schen dieses Zeitraumes ein. Es ist nur selbstverständlich, dass sich, bis in die Gegenwart herein, die Verstandeskräfte ableh- nend verhalten gegen diese Erkenntnisse. Allein, was geschehen soll, wird geschehen, trotz aller zeitweiligen Ablehnung. Man kann das «verborgene Wissen», welches von dieser Seite die Menschheit ergreift und immer mehr ergreifen wird, nach ei- nem Symbol die Erkenntnis vom «Gral» nennen. Wer dieses Symbol, wie es in Erzählung und Sage gegeben ist, seiner tiefe- ren Bedeutung nach verstehen lernt, wird nämlich finden, dass es bedeutungsvoll das Wesen dessen versinnlicht, was oben die Erkenntnis der neuen Einweihung, mit dem Christus- Geheimnis in der Mitte, genannt worden ist. Die neuzeitlichen Eingeweihten können deshalb auch die «Eingeweihten des Gra- les» genannt werden. Zu der «Wissenschaft vom Gral» führt der Weg in die übersinnlichen Welten, welcher in diesem Buche in seinen ersten Stufen beschrieben worden ist. Diese Erkenntnis hat die Eigentümlichkeit, dass man ihre Tatsachen nur erfor- schen kann, wenn man sich die Mittel dazu erwirbt, wie sie in diesem Buche gekennzeichnet worden sind. Sind sie aber er- forscht, dann können sie gerade durch die im fünften Zeitraume zur Entwicklung gekommenen Seelenkräfte verstanden werden. Ja, es wird sich immer mehr herausstellen, dass diese Kräfte in einem immer höheren Grade durch diese Erkenntnisse sich be- friedigt finden werden. Wir leben in der Gegenwart in einer Zeit, in welcher diese Erkenntnisse reichlicher in das allgemei- ne Bewusstsein aufgenommen werden sollen, als dies vorher der Fall war. Und dieses Buch möchte seine Mitteilungen von die- sem Gesichtspunkte aus geben. In dem Maße, als die Entwick- lung der Menschheit die Erkenntnisse des Grales aufsaugen wird, kann der Impuls, welcher durch das Christus-Ereignis ge- geben ist, immer bedeutsamer werden. An die äußere Seite der christlichen Entwicklung wird sich immer mehr die innere an- schließen. Was durch Imagination, Inspiration, Intuition über die höheren Welten in Verbindung mit dem Christus- Geheimnis erkannt werden kann, wird das Vorstellungs-, Ge- fühls- und Willensleben der Menschen immer mehr durchdrin- gen. Das «verborgene Wissen vom Gral» wird offenbar werden; es wird als eine innere Kraft die Lebensäußerungen der Men- schen immer mehr durchdringen.

Durch den fünften Zeitraum hindurch werden die Erkenntnisse der übersinnlichen Welten in das menschliche Bewusstsein ein- fließen; und wenn der sechste beginnen wird, kann die Menschheit auf einer höheren Stufe das wieder erlangt haben, was sie in einer noch dämmerhaften Art von nicht sinnlichem Schauen in einem früheren Zeitabschnitte besessen hat. Doch wird der neue Besitz eine ganz andere Form haben als der alte. Was die Seele in alten Zeiten von höheren Welten wusste, war in ihr nicht durchdrungen von ihrer eigenen Verstandes- und Gefühlskraft. Sie wusste es als Eingebung. In der Zukunft wird sie nicht bloß Eingebungen haben, sondern diese begreifen und als dasjenige empfinden, was Wesen von ihrem eigenen Wesen ist. Wenn eine Erkenntnis ihr wird über dieses oder jenes We- sen oder Ding, so wird der Verstand diese Erkenntnis auch durch seine eigene Wesenheit gerechtfertigt finden; wenn eine andere Erkenntnis über ein sittliches Gebot, über ein menschli- ches Verhalten sich geltend machen wird, so wird die Seele sich sagen: Mein Gefühl ist nur dann vor sich selber gerechtfertigt, wenn ich das auch ausführe, was im Sinne dieser Erkenntnis liegt. Eine solche Seelenverfassung soll bei einer genügend gro- ßen Anzahl von Menschen des sechsten Zeitraumes ausgebildet werden. - Es wiederholt sich in einer gewissen Art in dem fünf- ten Zeitraum dasjenige, was der dritte, der ägyptisch- chaldäische, der Menschheitsentwicklung gebracht hat. Damals nahm die Seele gewisse Tatsachen der übersinnlichen Welt noch wahr. Die Wahrnehmung derselben war eben damals im Hinschwinden. Denn es bereiteten sich die Verstandeskräfte für ihre Entwicklung vor; und diese sollten den Menschen von der höheren Welt zunächst ausschließen. Im fünften Zeitraum werden die übersinnlichen Tatsachen, welche in dem dritten in dämmerhaftem Bewusstsein geschaut wurden, wieder offenbar, doch nunmehr durchdrungen mit den Verstandes- und persön- lichen Gefühlskräften der Menschen. Sie werden durchdrungen mit dem auch, was durch die Erkenntnis des Christus-Geheimnisses der Seele zuteil werden kann. Daher nehmen sie eine ganz andere Form an, als sie ehemals hatten. Während die Eindrücke aus den übersinnlichen Welten in alten Zeiten als Kräfte empfunden wurden, welche den Menschen aus einer geistigen Außenwelt her trieben, in welcher er nicht darinnen war, werden durch die Entwicklung der neueren Zeit diese Ein- drücke als die einer Welt empfunden werden, in welche der Mensch hineinwächst, in welcher er immer mehr und mehr darinnen steht. Niemand soll glauben, dass die Wiederholung der ägyptisch-chaldäischen Kultur so erfolgen kann, dass etwa einfach das von der Seele aufgenommen würde, was damals vorhanden war und aus jener Zeit überliefert ist. Der recht ver- standene Christus-Impuls wirkt dahin, dass die Menschenseele, welche ihn aufgenommen hat, sich als Glied einer geistigen Welt fühlt und als solches erkennt und verhält, außerhalb wel- cher sie vorher gestanden hat. - Während in solcher Art im fünften Zeitraum der dritte wieder auflebt, um sich mit dem in den Menschenseelen zu durchdringen, was der vierte als ein ganz Neues gebracht hat, wird ein Ähnliches beim sechsten in bezug auf den zweiten und beim siebenten in bezug auf den ersten, den altindischen, der Fall sein. All die wundervolle Weisheit des alten Indiertums, welche die damaligen großen Lehrer verkündigen konnten, wird als Lebenswahrheit der Menschenseelen im siebenten Zeitraum wieder da sein können.

Nun gehen die Veränderungen in den Dingen der Erde, welche außerhalb des Menschen liegen, in einer Weise vor sich, welche zu der eigenen Entwicklung der Menschheit in einem gewissen Verhältnisse steht. Nach dem Ablauf des siebenten Zeitraumes wird die Erde von einer Umwälzung heimgesucht werden, wel- che mit jener sich vergleichen lässt, welche zwischen der atlan- tischen und der nachatlantischen Zeit geschah. Und die nachher verwandelten Erdenzustände werden wieder in sieben Zeitab- schnitten sich weiter entwickeln. Auf einer höheren Stufe wer- den die Menschenseelen, welche sich dann verkörpern werden, diejenige Gemeinschaft mit einer höheren Welt erleben, welche die Atlantier auf einer niedrigeren erlebt haben. Es werden sich aber nur jene Menschen den neugestalteten Verhältnissen der Erde gewachsen zeigen, welche in sich solche Seelen verkörpert haben, wie sie werden können durch die Einflüsse des grie- chisch-lateinischen, des darauffolgenden fünften, sechsten und siebenten Zeitraumes der nachatlantischen Entwicklung. Das Innere solcher Seelen wird dem entsprechen, was aus der Erde bis dahin geworden ist. Die andern Seelen werden dann zurück- bleiben müssen, während es vorher in ihrer Wahl gestanden hätte, sich die Bedingungen zum Mitkommen zu schaffen. Reif für die entsprechenden Verhältnisse nach der nächsten großen Umwälzung werden diejenigen Seelen sein, welche sich gerade beim Hinüberleben vom fünften in den sechsten nachatlanti- schen Zeitraum die Möglichkeit geschaffen haben werden, die übersinnlichen Erkenntnisse mit den Verstandes- und Gefühls- kräften zu durchdringen. Der fünfte und der sechste Zeitraum sind gewissermaßen die entscheidenden. In dem siebenten wer- den die Seelen, welche das Ziel des sechsten erreicht haben, sich zwar entsprechend weiter entwickeln; die anderen werden aber unter den veränderten Verhältnissen der Umgebung nur mehr wenig Gelegenheit finden, das Versäumte nachzuholen. Erst in einer späteren Zukunft werden wieder Bedingungen eintreten, welche dies gestatten. So schreitet die Entwicklung von Zeit- raum zu Zeitraum fort. Die übersinnliche Erkenntnis beobach- tet nicht nur solche Veränderungen in der Zukunft, woran die Erde allein beteiligt ist, sondern auch solche, welche sich im Zusammenwirken mit den Himmelskörpern ihrer Umgebung abspielen. Es kommt eine Zeit, in welcher die Erden- und Menschheitsentwicklung so weit fortgeschritten sein wird, dass die Kräfte und Wesenheiten, welche sich während der lemuri- schen Zeit von der Erde loslösen mussten, um den weiteren Fortgang der Erdenwesen möglich zu machen, sich wieder mit der Erde vereinigen können. Der Mond wird sich dann wieder mit der Erde verbinden. Es wird dies geschehen, weil dann eine genügend große Anzahl von Menschenseelen so viel innere Kraft haben wird, dass sie diese Mondenkräfte zur weiteren Entwicklung fruchtbar machen wird. Das wird in einer Zeit sein, in welcher neben der hohen Entwicklung, die eine ent- sprechende Anzahl von Menschenseelen erreicht haben wird, eine andere einhergehen wird, welche die Richtung nach dem Bösen genommen hat. Die zurückgebliebenen Seelen werden in ihrem Karma so viel Irrtum, Hässlichkeit und Böses angehäuft haben, dass sie zunächst eine besondere, der guten Gemein- schaft der Menschen scharf entgegenstrebende Vereinigung der Bösen und Verirrten bilden werden.

Die gute Menschheit wird durch ihre Entwicklung den Ge- brauch der Mondenkräfte sich erwerben und dadurch auch den bösen Teil so umgestalten, dass er als ein besonderes Erdenreich mit der weiteren Entwicklung mitgehen kann. Durch diese Ar- beit der guten Menschheit wird die dann mit dem Monde verei- nigte Erde fähig, nach einer gewissen Entwicklungszeit auch wieder mit der Sonne (auch mit den anderen Planeten) verei- nigt zu werden. Und nach einem Zwischenzustande, der wie ein Aufenthalt in einer höheren Welt sich darstellt, wird sich die Erde in den Jupiterzustand verwandeln. Innerhalb dieses Zu- standes wird es das nicht geben, was jetzt Mineralreich genannt wird; die Kräfte dieses Mineralreiches werden in pflanzliche umgewandelt sein. Das Pflanzenreich, welches aber gegenüber dem gegenwärtigen eine ganz neue Form haben wird, erscheint während des Jupiterzustandes als das niederste der Reiche. Hö- her hinauf gliedert sich das ebenfalls verwandelte Tierreich an; dann kommt ein Menschenreich, welches als Nachkommen- schaft der auf der Erde entstandenen bösen Gemeinschaft sich erweist. Und dann die Nachkommen der guten Erden- Menschengemeinschaft, als ein Menschenreich auf einer höhe- ren Stufe. Ein großer Teil der Arbeit dieses letzteren Menschen- reiches besteht darin, die in die böse Gemeinschaft gefallenen Seelen so zu veredeln, dass sie den Zugang in das eigentliche Menschenreich noch finden können. Der Venuszustand wird ein solcher sein, dass auch das Pflanzenreich verschwunden sein wird; das niederste Reich wird das abermals verwandelte Tier- reich sein; daran werden sich nach oben gehend drei Men- schenreiche von verschiedenen Vollkommenheitsgraden finden.

Während dieses Venuszustandes bleibt die Erde mit der Sonne verbunden; die Entwicklung während der Jupiterzeit geht dage- gen so vor sich, dass in einem gewissen Augenblick sich die Sonne noch einmal loslöst von dem Jupiter und dieser die Ein- wirkung derselben von außen her empfängt. Dann findet wie- der eine Verbindung von Sonne und Jupiter statt, und die Ver- wandlung geht allmählich in den Venuszustand hinüber. Wäh- rend desselben spaltet sich aus der Venus ein besonderer Wel- tenkörper heraus, der alles an Wesen enthält, was der Entwick- lung widerstrebt hat, gleichsam ein «unverbesserlicher Mond», der nun einer Entwicklung entgegengeht mit einem Charakter, wofür ein Ausdruck nicht möglich ist, weil er zu unähnlich ist allem, was der Mensch auf Erden erleben kann. Die entwickelte Menschheit aber schreitet in einem völlig vergeistigten Dasein zur Vulkanentwicklung weiter, deren Schilderung außerhalb des Rahmens dieses Buches liegt.

Man sieht, dass sich aus der «Erkenntnis des Grales» das höchste Ideal menschlicher Entwicklung ergibt, welches für den Men- schen denkbar ist die Vergeistigung welche der Mensch durch seine eigene Arbeit erlangt Denn diese Vergeistigung erscheint zuletzt als ein Ergebnis der Harmonie, welche er im fünften und sechsten Zeitraum der gegenwärtigen Entwicklung zwischen den erlangten Verstandes und Gefühlskräften und den Erkennt- nissen der übersinnlichen Welten herstellt. Was er da im In- nern seiner Seele erarbeitet, soll zuletzt selbst Außenwelt wer- den. Des Menschen Geist erhebt sich zu den gewaltigen Eindrü- cken seiner Außenwelt und ahnt zuerst, erkennt nachher geisti- ge Wesenheiten hinter diesen Eindrücken; des Menschen Herz empfindet die unendliche Erhabenheit dieses Geistigen. Der Mensch kann aber auch erkennen, dass die intellektuellen, ge- fühlsmäßigen und charaktermäßigen Erlebnisse seines Innern die Keime werdender Geisteswelt sind.

Wer da meint, dass die menschliche Freiheit mit dem Voraus- wissen und Vorausbestimmtsein der zukünftigen Gestaltung der Dinge nicht vereinbar sei, der sollte bedenken, dass des Menschen freies Handeln in der Zukunft ebensowenig davon ab- hängt, wie die vorausbestimmten Dinge sein werden, wie diese Freiheit davon abhängt, dass er sich vornimmt, nach einem Jahr in einem Hause zu wohnen, dessen Plan er gegenwärtig fest- stellt. Er wird in dem Grade frei sein, als er es nach seiner inne- ren Wesenheit sein kann, eben in dem Hause, das er sich gebaut hat; und er wird auf dem Jupiter und der Venus so frei sein, wie es seinem Innern entspricht, eben innerhalb der Verhältnisse, die dort entstehen werden. Freiheit wird nicht abhängen von dem, was durch die vorhergehenden Verhältnisse vorausbe- stimmt ist, sondern von dem, was die Seele aus sich gemacht hat.

In dem Erdenzustand ist dasjenige enthalten, was sich innerhalb der vorangehenden Saturn-, Sonnen-, Mondenzustände entwi- ckelt hat. Der Erdenmensch findet «Weisheit» in den Vorgän- gen, welche sich um ihn herum abspielen. Diese Weisheit ist darinnen als das Ergebnis dessen, was vorher geschehen war. Die Erde ist der Nachkomme des «alten Mondes». Und dieser bildete sich mit dem, was zu ihm gehörte, zum «Kosmos der Weisheit» aus. Die Erde ist nun der Beginn einer Entwicklung, durch welche eine neue Kraft in diese Weisheit eingefügt wird. Sie bringt den Menschen dahin, sich als ein selbständiges Glied einer geistigen Welt zu fühlen. Es rührt dies davon her, dass sein «Ich» in ihm von den «Geistern der Form» innerhalb der Erdenzeit so gebildet wird, wie auf dem Saturn von den «Geis- tern des Willens» sein physischer Leib, auf der Sonne von den «Geistern der Weisheit» sein Lebensleib, auf dem Monde von den «Geistern der Bewegung» sein Astralleib gebildet worden ist. Durch das Zusammenwirken der «Geister des Willens, der Weisheit und der Bewegung» entsteht, was sich als Weisheit offenbart. In Weisheit zusammenstimmen mit den andern We- sen ihrer Welt können die Erdenwesen und Erdenvorgänge durch die Arbeit dieser drei Klassen von Geistern. Durch die «Geister der Form» erhält der Mensch sein selbständiges «Ich». Dieses wird nun in der Zukunft zusammenstimmen mit den Wesen der Erde, des Jupiter, der Venus, des Vulkan durch die Kraft, welche sich durch den Erdenzustand der Weisheit ein- fügt. Es ist dies die Kraft der Liebe. Im Menschen der Erde muss diese Kraft der Liebe ihren Anfang nehmen. Und der «Kosmos der Weisheit» entwickelt sich in einen «Kosmos der Liebe» hin- ein. Aus alledem, was das «Ich» in sich entfalten kann, soll Liebe werden. Als das umfassende «Vorbild der Liebe» stellt sich bei seiner Offenbarung das hohe Sonnenwesen dar, welches bei Schilderung der Christus-Entwicklung gekennzeichnet werden konnte. In das Innerste des menschlichen Wesenskernes ist da- mit der Keim der Liebe gesenkt. Und von da aus soll er in die ganze Entwicklung einströmen. Wie sich die vorher gebildete Weisheit in den Kräften der sinnlichen Außenwelt der Erde, in den gegenwärtigen «Naturkräften» offenbart, so wird sich in Zukunft die Liebe selbst in allen Erscheinungen als neue Natur- kraft offenbaren. Das ist das Geheimnis aller Entwicklung in die Zukunft hinein: dass die Erkenntnis, dass auch alles, was der Mensch vollbringt aus dem wahren Verständnis der Entwick- lung heraus, eine Aussaat ist, die als Liebe reifen muss. Und so viel als Kraft der Liebe entsteht, so viel Schöpferisches wird für die Zukunft geleistet. In dem, was aus der Liebe geworden sein wird, werden die starken Kräfte liegen, welche zu dem oben geschilderten Endergebnis der Vergeistigung führen. Und so viel geistige Erkenntnis in die Menschheits- und Erdenentwick- lung einfließt, so viele lebensfähige Keime für die Zukunft wer- den vorhanden sein. Geistige Erkenntnis wandelt sich durch das, was sie ist, in Liebe um. Der ganze Vorgang, welcher ge- schildert worden ist, von der griechisch-lateinischen Zeit durch den gegenwärtigen Zeitraum hindurch, zeigt, wie diese Ver- wandlung vor sich gehen soll und wozu der Anfang der Ent- wicklung in die Zukunft hinein gemacht ist. Was sich durch Saturn, Sonne und Mond als Weisheit vorbereitet hat, wirkt im physischen, ätherischen, astralischen Leib des Menschen; und es stellt sich dar als «Weisheit der Welt»; im «Ich» aber verinner- licht es sich. Die «Weisheit der Außenwelt» wird, von dem Er- denzustande an, innere Weisheit im Menschen. Und wenn sie da verinnerlicht ist, wird sie Keim der Liebe. Weisheit ist die Vorbedingung der Liebe; Liebe ist das Ergebnis der im «Ich» wiedergeborenen Weisheit.

Wer durch die vorangehenden Ausführungen zu der Meinung verführt werden könnte, die geschilderte Entwicklung trage ein fatalistisches Gepräge, der hatte sie missverstanden. Wer etwa glaubte, bei einer solchen Entwicklung sei eine bestimmte An- zahl von Menschen dazu verurteilt, dem Reiche der «bösen Menschheit» anzugehören, der sieht nicht, wie sich das gegen- seitige Verhältnis des Sinnenfälligen zu dem Seelisch-Geistigen bei dieser Entwicklung gestaltet. Beides, Sinnenfälliges und See- lisch-Geistiges, bilden innerhalb gewisser Grenzen getrennte Entwicklungsströmungen. Durch die der sinnenfälligen Strö- mung eigenen Kräfte entstehen die Formen des «bösen Men- schentums». Eine Notwendigkeit für eine Menschenseele, sich in einer solchen Form zu verkörpern, wird nur bestehen, wenn diese Menschenseele selbst die Bedingungen dazu geschaffen hat. Es könnte auch der Fall eintreten, dass die aus den Kräften des Sinnenfälligen heraus entstandenen Formen keine aus der früheren Zeit stammenden Menschenseelen fänden, weil diese zu gut für derartige Körper wären. Dann müssten diese Formen anders als durch frühere Menschenseelen aus dem Weltall her- aus beseelt werden. Von Menschenseelen werden die charakte- risierten Formen nur dann beseelt sein, wenn diese sich zu sol- cher Verkörperung bereit gemacht haben. Die übersinnliche Erkenntnis hat auf diesem Gebiete eben zu sagen, was sie schaut. Das ist, dass in der angedeuteten Zukunft zwei Men- schenreiche, ein gutes und ein böses, vorhanden sein werden; nicht aber hat sie etwa verstandesmäßig aus dem Zustand der gegenwärtigen Menschenseelen auf einen wie mit naturgemä- ßer Notwendigkeit eintretenden künftigen zu schließen. Ent- wicklung der Menschenformen und Entwicklung der Seelen- schicksale muss übersinnliche Erkenntnis auf zwei ganz ge- trennten Wegen suchen; und ein Durcheinanderwerfen der beiden in der Weltanschauung wäre ein Rest materialistischer Gesinnung, der, wenn er vorhanden, in bedenklicher Art in die Wissenschaft des Übersinnlichen hineinragen würde.